Peggy-Prozess: Jubel für eine Unterstellung – Alte und neue Ermittler als Zeugen Vier Verdächtige, keine Sachbeweise

Von Manfred Scherer
Die seit 2001 verschwundene Peggy Knobloch. Foto: dpa Foto: red

Kurz vor dem Ende des vierten Prozesstages im Wiederaufnahmeverfahren im Fall Peggy gab es am Montag spät nachmittags Applaus im Bayreuther Schwurgerichtssaal. Applaus von den Zuhörerbänken, wo Menschen sitzen, die im Fall Peggy ein riesiges Misstrauen angehäuft haben. Man könnte diese Leute aber Verschwörungstheoretiker nennen, weil sie glauben, dass der Angeklagte Ulvi Kulac zu unrecht wegen Mordes verurteilt wurde und weil sie glauben wollen, dass ihm der Mord an der am 7. Mai 2001 untergeschoben wurde.

 
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Diese Menschen applaudieren und johlen, als der Kulac-Verteidiger Michael Euler sagt: „Solange ich keine Antworten auf meine Fragen kriege, stochere ich im Nebel.“ Eulers Satz war eine Antwort auf den Vorwurf von Staatsanwalt Daniel Götz, der Verteidiger stochere „im Nebel“. Götz meinte damit Unterstellungen Eulers, Peggys Mutter Susanne und deren damaliger Lebensgefährte könnten mit dem Verschwinden des neunjährigen Mädchens vor fest genau 13 Jahren zu tun haben. Tatsächlich wird in diesem Zusammenhang ermittelt, aber Staatsanwältin Sandra Staade und ihr Kollege Götz betonten, dass die Mutter und der Ex-Lebensgefährte nicht als Beschuldigte geführt werden.

Susanne Knobloch musste zuvor mit anhören, dass um ihr Wohnhaus damals in einem Radius von knapp dreißig Metern mindestens drei Männer lebten, die sich an Kindern sexuell vergingen. Ulvi Kulac, Angeklagter im Wiederaufnahmeverfahren, die Nachbarn Jens B. und Robert E. Ein vierter Pädophiler, Holger E., ist der Halbbruder von Jens B. und kam des öfteren zu Besuch. Hauptkommissar Klaus Müller, der Leiter der Ermittlungsgruppe Peggy bei der Kripo, erklärte im Zeugenstand: Alle vier Männer sind nach wie vor verdächtig, mit dem Verschwinden von Peggy zu tun zu haben – Ulvi Kulac war aufgrund seines umstrittenen Geständnisses verurteilt worden, von den drei übrigen Pädophilen hat keiner ein Alibi.

Zuvor hatte Ralf Behrend, der Chef der erfolglosen Soko I als Zeuge betont, dass der Fall für ihn keinesfalls klar sei: „Ich frage mich, ob sie vielleicht noch lebt. Es gab keinerlei Sachbeweise.“ Sachbeweise gegen die vier Verdächtigen hat auch die neue Ermittlungsgruppe nicht. Peggys DNA liegt in Datenbanken – doch nirgendwo ist bislang in irgendeinem Kriminalfall eine Vergleichsspur aufgetaucht.

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