Dirigent und Pianist ist eng mit Bamberger Symphonikern verbunden Siemens-Preis für Dirigent Christoph Eschenbach

Von Michael Weiser
 Foto: red

Hohe Ehre für Christoph Eschenbach: Der eng mit den Bamberger Symphonikern verbundene Dirigent erhält den Ernst von Siemens-Musikpreis. Auch mit Bayreuth verbindet den Dirigenten und Pianisten einiges.

 
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Der Dirigent Christoph Eschenbach erhält den renommierten Ernst von Siemens-Musikpreis. Er sei eine künstlerische Ausnahmeerscheinung und ziehe nicht nur vom Dirigentenpult herab immer wieder aufs Neue Orchester, Solisten und Publikum in seinen Bann, erläuterte die Ernst von Siemens-Musikstiftung. Er überzeuge dabei als Dirigent genauso wie als Pianist. Die Auszeichnung ist mit 250 000 Euro dotiert und wird Eschenbach am 31. Mai im Münchner Herkulessaal überreicht. Er wird bei dem Festakt die Bamberger Symphoniker dirigieren. Zur Aufführung kommt das Konzert für Orchester von Béla Bartók. Eschenbach ist dem Orchester als Gastdirigent seit vielen Jahren verbunden: Seit 1977 stand er rund 150 Mal am Pult der Bamberger Symphoniker. Aber auch in Bayreuth erwarb sich Eschenbach Respekt: 2000 feierte er beim „Parsifal“ seinen Einstand am Grünen Hügel.

Allerdings war dieser Einsatz nicht ohne Störgeräusche über die Bühne gegangen. Hans Sotin hatte wegen Differenzen mit Eschenbach die Rolle des Gurnemanz zurückgegeben. Eschenbach blieb nur ein Jahr bei den Festspielen. " Ich konnte das zweite Vertragsjahr nicht vollziehen, weil ich ein Rückenproblem hatte, ein durch ärztliches Attest bewiesenes Leiden im unteren Rückgrat, das sich gravierend äußerte, wenn ich im Sitzen dirigierte. Und in Bayreuth muss man im Sitzen dirigieren, sonst sehen einen die Blechbläser im tiefen Graben nicht", sagte er später in einem Interview. "Meine Absage stand in keinem Zusammenhang mit der Affäre, die 2000 mit dem Weggang von Hans Sotin geendet hatte. Ich war niemandem böse. Wolfgang Wagner hat sich in dieser Affäre phänomenal verhalten. Er hat zu mir gestanden und mich beraten, wie wir zusammen vorgehen sollten. Hut ab!"

Eschenbach wurde 1940 in Breslau geboren. Seine Mutter starb bei der Geburt, der Vater wenige Jahre später in einem Strafbataillon an der Front. Nach dem Krieg erkrankte das Kind in einem Waisenhaus in Mecklenburg an Typhus. Die Adoption durch Wallydore Eschenbach, eine Cousine der leiblichen Mutter, empfand Eschenbach als Rettung. Die Sängerin und Pianistin brachte dem verstummten Kind die Musik nahe. Diese habe seinem Leben den Sinn zurückgegeben, sagt Eschenbach. „Ich bin deshalb dankbar, ganz in ihrem Dienst zu stehen.“

Insgesamt vergibt die Stiftung drei Millionen Euro an Preis- und Fördergeldern. Jeweils 35 000 Euro gehen als Förderpreise an drei junge vielversprechende Komponisten, deren Namen Ende Februar bekanntgegeben werden sollen. Voraussichtlich werde Eschenbach auch deren Stücke dirigieren, teilte eine Sprecherin die Musikstiftung mit.

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