„Der 50. „Abwasch": Klaus Wührl ist als „Hausmann" zum Markenzeichen geworden

Von Michael Weiser
 Foto: red

Vor zehn Jahren begann er als "Hausmann", 2011 begann er mit dem "Abwasch": Mit dem 50. "Abwasch" am Samstag feiert Klaus Wührl ein bemerkenswertes Jubiläum als Kabarettist.

 
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Man muss Bayreuth nicht lustig finden. Aber man fährt besser damit. Eine These, deren Richtigkeit Klaus Wühr immer wieder aufs neue beweist. In der Rolle des „Hausmanns", und auch beim „Abwasch", seinem satirischen Monatsrücksblick, mit dem er so etwas wie ein Markenzeichen geschaffen hat: Reden über das, was in Bayreuth geschieht (oder nicht geschieht), und das mit einem prominenten Gast.

„Der ,Abwasch' lebt von Bayreuth"

Wenn Klaus Wührl am Samstag, 5. Oktober, im Becher-Saal in die Saison startet, feiert er seinen 50. „Abwasch" – und allein die schiere Anzahl der „Abwasch"-Abende sagt etwas aus über Wührl und seine Qualitäten als Lokal-Kabarettist. „Der ,Abwasch' lebt von Bayreuth", sagt Wührl. Dennoch scheint er sich zu wundern, mit welcher Ausdauer die Bayreuther zu seinen Abenden kommen. „Ich hab' ein unglaublich treues Publikum", sagt er. Dem er einiges zumutet. Denn seine Zuneigung zu Bayreuth vernebelt ihm nicht den Blick. „Bayreuth hat diese provinzielle Tendenz, sich allzu schnell zufrieden zu geben", sagt er, „die Stadt könnte viel besser sein." Das Wagner-Jubiläumsprogramm gehört für ihn zu diesen Absonderlichkeiten Bayreuther Selbstbescheidung und Begrenzung, es wird wohl kaum ausbleiben, dass sich Wührl über die vielen Pannen des Jubiläumsprogramms hermacht.

Klaus Wührl ist 53 Jahre alt, verheiratet, und hat drei Kinder. Er ist Marketingleiter einer Bademodenfirma, Theatertherapeut und Kabarettist, setzt sich ein für Tafel und Horizonte und andere Projekte, die anderen Menschen so etwas wie Teilhabe ermöglichen sollen. So wie bei „Kunst und Kultur für alle in Bayreuth". Er hat eine Ausbildung als Sportlehrer, spielt gerne Eishockey und lässt sich gerade als Mediator ausbilden. „Wenn man es positiv sehen möchte, kann man sagen, ich bin sehr vielseitig, ein Generalist", sagt er, „man kann aber auch sagen, ich bin ein Hansdampf in allen Gassen. Ich bin eine multipel verkrachte Existenz."

Wührl greift Bayreuths Absonderlichkeiten auf und damit an, dennoch macht er den Eindruck eines bewahrenden, fast will man sagen: konservativen Menschen. Schon vom Tempo seiner Show her, die sich eher an Größen wie Gerhard Polt orientiert als an der Sprunghaftigkeit der YouTube-Ära. „Ich bin jedes Mal überrascht, dass die Leute da mitgehen", sagt er.

Sein Humor ist bissig, aber nicht ätzend, was ihn von vielen Comedians unterscheidet. Vielleicht liegt das an den Maßstäben, die er der Welt und sich selber anlegt. „Ich bin ein Moralist sagt er, so wie Erich Kästner auch einer war." Und er weiß, dass eine solche Selbstbeschreibung nicht unumstritten sein wird: „Es ist ein schmaler Grat zwischen dem Satiriker und einem Bußprediger oder gar Oberlehrer."

Das Lehrerhafte liegt Wührl

Ja, das Lehrerhafte liegt ihm auch, allerdings mit der Fähigkeit zur Abweichung vom Lehrplan. Skilehrer sei er geworden, um die so umweltschädliche Sportart umso kompetenter kritisieren zu können, sagt er. „Ich hab dann aber ganz überrascht festgestellt, wie viel Spaß mir das macht." Das Ende vom Lied: Der streitbare Umweltschützer brachte auch seinen Kindern das Skifahren bei. Nein, ein Dogmatiker ist er nicht, eher so etwas wie ein Stadttherapeut: „Mein ,Abwasch' hat die Ventilfunktion eines Stammtischs."


INFO: Klaus Wührls „Abwasch" am Samstag, 5. Oktober, im Becher-Saal, 20 Uhr. Traditionell mit Bockbieranstich durch Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, mit Sandy Wolfrum, im Spültischgespräch Christian Höreth.