Zahlen, sagt der angesehene Bayreuther Gesundheitsökonom Prof. Peter Oberender, sind nicht alles. „Ranftls Problem ist, dass er primär auf das wirtschaftliche Ergebnis schaut.“ Und die Mitarbeiter im Klinikum zu wenig einbindet. Gute Klinikgeschäftsführer verstünden es, die ohnehin schon hohe Motivation ihrer Beschäftigten weiter zu fördern und damit dem erheblichen Kostendruck, der auf den Krankenhäusern lastet, zu begegnen. Oberender fordert eine grundlegende Änderung im deutschen Krankenhauswesen: Weg von den Fallpauschalen, die nahe legen, gut honorierte Leistungen wie künstliche Beatmungen ausgiebig zu betreiben. Hin zu direkten Abrechnungsverträgen zwischen Krankenkassen und Kliniken. Dann, sagt Oberender, lässt sich Klasse statt Masse honorieren. Dann spielt die Qualität der medizinischen Betreuung endlich eine Rolle.
Gesundheitsministerium fordert Aufklärung
Dass auf einer Intensivstation im Klinikum Patienten länger als medizinisch notwendig künstlich beatmet würden, um dem Klinikum zusätzliche Einnahmen zu bringen, ist einer der Vorwürfe, die gegen die Klinikleitung erhoben werden. Am Mittwoch hatten Beamte der Bayreuther Kriminalpolizei zudem Behandlungsakten der Abteilung für Geburtshilfe sichergestellt. Die Staatsanwaltschaft geht derzeit einer anonymen Anzeige nach, in der von Behandlungsfehlern und schwerem Organisationsverschulden in der Geburtshilfe die Rede ist. Der Vorwurf steht im Raum, dass in den Jahren 2008 bis 2011 vier Kinder bei der Geburt schwere Schäden davon getragen hätten. Ein weiteres sei gestorben. Die Beschäftigten mehrerer Abteilungen hatten wegen unzumutbarer Arbeitsbelastung und ihrer Sorge vor daraus entstehenden Behandlungsfehlern Alarm bei der Klinikleitung geschlagen. Geschäftsführer Ranftl sorgte auch mit Pannen bei der Besetzung von Chefarztposten für Irritationen.
Am kommenden Dienstag wird der Aufsichtsrat der Klinikum Bayreuth GmbH seine außerordentliche Sitzung fortsetzen.
Inzwischen interessiert sich auch das Gesundheitsministerium für die Vorgänge am Klinikum. Das Münchner Ministerium hat vom Aufsichtsrat der Klinikum Bayreuth GmbH Aufklärung der Vorwürfe verlangt.