Aufsichtsrat stimmt für personellen Neuanfang an der Spitze Klinikum Bayreuth: Ein Schwur und eine Trennung

Von Frank Schmälzle
Geschäftsführer des Klinikum Bayreuth - Roland Ranftl,Foto: Karl Heinz Lammel Foto: red

Am Ende der beiden Krisensitzungen des Klinikum-Aufsichtsrates steht ein Schwur: Alle Vorwürfe sollen aufgeklärt werden, damit Klarheit herrscht, Vertrauen neu entsteht, das Klinikum besser wird. Und am Ende steht eine Trennung: Geschäftsführer Roland Ranftl muss gehen.

 
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Das bis zum Zerreißen angespanntes Verhältnis des Geschäftsführers zu einer Gruppe von Chefärzten und zum Betriebsrat des Klinikums war schon lange kein Geheimnis mehr. Wie groß allerdings die Distanz zwischen Ranftl und dem Aufsichtsrat in den vergangenen Monaten geworden ist, das lässt der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Landrat Hermann Hübner, bei einer Pressekonferenz gestern im Klinikum anklingen. Der Aufsichtsrat sei auf ein Vertrauensverhältnis mit dem Geschäftsführer angewiesen, sagt Hübner. „Er muss Grenzbereiche von sich aus ansprechen. Das hat sich allerdings nicht zum Besseren verändert.“ Grenzbereiche wie das, was sich in der Geburtshilfe abgespielt haben soll. Wie die schon lange schwelenden Frage, ob im Klinikum Behandlungsmethoden angewendet werden, die eher das Krankenhaus als den Patienten gesund machen. Von der Tragweite der Vorwürfe gegen das Klinikum war offenbar selbst der Aufsichtsrat überrascht. Ranftl, so deutet Hübner an, hat das Kontrollgremium nicht ausreichend informiert.

Selbst schuld? Hätte man genauer hinsehen müssen? Nein, untätig sei der Aufsichtsrat in den vergangenen Monaten nicht gewesen. „Der Eindruck, wir würden nur reagieren, gefällt uns nicht.“ Die Servicegesellschaft, in der Pflegekräfte schlechter bezahlt wurden als ihre beim Klinikum angestellten Kollegen, ist weg. Der Aufsichtsrat hatte sich nach Pannen, die sich die Klinikleitung geleistet hatte, die Besetzung von Chefarztposten zurückgeholt. Der ärztlicher Direktor und der Pflegedirektor haben Sitz und Stimme im Aufsichtsrat. „Das alles“, sagt Hübner, „war nicht einfach mit der Geschäftsführung“. Ganz will Hübner den Aufsichtsrat dann aber doch nicht freisprechen. „Wir hätten das eine oder andere konsequenter machen können.“

Jetzt also ging es nicht mehr so weiter. Jetzt muss Ranftl gehen. Jetzt soll eine erweiterte Geschäftsführung her – neben einem Kaufmann ein Mediziner und vielleicht auch ein Pflegespezialist. Jetzt sollen drei Kommissionen die schwersten Vorwürfe gegen das Klinik aufarbeiten. Schnell und gründlich. In spätestens vier Wochen will Hübner Ergebnisse haben – und die sollen auch veröffentlicht werden. Weil es um das Vertrauen der Patienten geht, sagen Hübner und die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende, Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. „Wir wollen einen kompletten Neustart als ein Signal nach innen und außen“, sagt Merk-Erbe. Das wichtigste Kapital einer Klinik sei das Vertrauen der Patienten. „Das war bedroht – und es darf auf keinen Fall verloren gehen.“

So sehr die beiden Aufsichtsratsvorsitzenden das Vertrauen der Patienten beschwören und so entschieden sie den Neustart auch verkünden – im Aufsichtsrat hatte es zuvor auch ganz andere Meinungen gegeben. Mit einer knappen Mehrheit hatte das Gremium die Trennung von Geschäftsführer Ranftl beschlossen. Die stand allerdings bereits seit Tagen im Raum. Am vergangenen Mittwoch hatten die Aufsichtsräte Juristen damit beauftragt, die Möglichkeiten einer schnellen Trennung auszuloten. Und das wusste Ranftl auch. Er nahm gestern an der Sitzung teil, war allerdings nicht anwesend, als es um seinen Posten ging.

Von den harten Debatten im Aufsichtsrat und den knappen Mehrheiten spricht Hübner bei der Pressekonferenz in dem von der stundenlangen Sitzung leicht derangierten Konferenzraum nicht. Er sagt: „Ich bin sicher, dass wieder Ruhe einkehren wird. Wir wissen, dass in den nächsten Wochen viel Arbeit auf uns zukommt. Aber es wird nichts unter den Teppich gekehrt.“ Und auch das hört sich wie ein Schwur an.

Lesen Sie auch Frank Schmälzles Kommentar zur Entscheidung des Aufsichtsrates

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