Jeder zweite Auszubildende bricht seine Lehre ab Junge Spanier haben Heimweh

Von Peter Engelbrecht
 Foto: red

Die Hoffnungen, junge Fachkräfte aus Spanien zu gewinnen, waren bei der heimischen Wirtschaft groß. Doch die Abbrecherquote von teilweise rund 50 Prozent ist hoch. Oft führt Heimweh zu einer Rückkehr, die Arbeitslosigkeit dort liegt aktuell bei rund 26 Prozent.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die regionalen Arbeitsagenturen hatten im Mai 2013 ein Programm aufgelegt: „Spanische Auszubildende für Oberfranken“. Es betrifft den Hotel- und Gaststättenbereich. 29 Spanier hatten damals einen Ausbildungsvertrag unterschrieben, davon sind 16 noch da, bilanzierte Evelyn Kannhäuser, Sprecherin der Arbeitsagentur Bayreuth/Hof. Sie nannte Sprachprobleme, Heimweh und Mentalitätsunterschiede als Gründe für den Abbruch. Die Quote von rund 50 Prozent nannte Kannhäuser „einen Erfolg“. Ein Nachfolgeprojekt werde es voraussichtlich nicht geben. Der Einsatz junger Spanier sei eine Möglichkeit, den Fachkräftemangel zu beheben.

Unterschiedliche Erfahrungen machte Dieter Bauernschmitt vom gleichnamigen Landgasthof in Kirchenbirkig (Stadt Pottenstein). Jorge Malagon (25) aus der zentralspanischen Stadt Toledo absolviert eine Ausbildung zum Hotelfachmann, er arbeitet noch im Gasthof. Sein Kollege Nicolas Lopes lernte Koch – doch der 27-Jährige ist am Freitag nach Hause geflogen. Laut Bauernschmitt hatte er Probleme in der Berufsschule Pegnitz und zudem Heimweh nach Frau und Kind. Der Chef war natürlich enttäuscht über den Schritt. Mit der Arbeit von Jorge Malagon zeigte er sich „sehr zufrieden“, er spreche schon ein bisschen Deutsch.

Auch die Industrie bot spezielle Programme mit den kantigen Namen career(BY) und career(me). Sie sehen einen Deutschkurs in Spanien sowie ein anschließendes Praktikum in dem jeweiligen Betrieb in Bayern vor, erläuterte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall- und Elektroarbeitgeberverbände und der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Darüber hinaus erhalten die spanischen Auszubildenden im ersten Jahr berufsbezogene Sprachkurse, Integrationsbegleitung und Unterstützung in der Berufsschule. Zudem hilft eine Vertrauensperson für das erste Jahr bei Alltagsproblemen. Zu Projektbeginn vor einem Jahr hatten knapp 70 junge Erwachsene aus Spanien ein Praktikum in Bayern begonnen, zog Brossardt Bilanz. Davon starteten mehr als 50 eine Ausbildung. „35 der jungen Spanier sind noch in der Ausbildung. Unsere Erfahrungen zeigen, dass die spanischen Auszubildenden sehr motiviert sind, aber oft auch mit Heimweh zu kämpfen haben“, erläuterte Brossardt.

In Marktredwitz ist aktuell das Unternehmen Scherdel GmbH beteiligt, dort wird ein spanischer Auszubildender beschäftigt. Er erlernt den Beruf des Industriemechanikers, erläuterte Sandro Hertwig, der bei dem Industriefedernhersteller für die Ausbildung zuständig ist. „Wir haben gute Erfahrungen mit dem spanischen Mitarbeiter gemacht, aber die Betreuung ist sehr intensiv“, sagte Hertwig. Es gebe Sprachprobleme in der Berufsschule und in der Praxis. Sein Fazit: Dies sei ein zusätzlicher Weg der Nachwuchsrekrutierung. Aktuell gebe es noch keinen Mangel an Lehrlingen, der könne aber in Zukunft kommen.

Bilder