Auch Vermittlung brachte kein Ergebnis
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und die Deutsche Bahn saßen zuletzt im Februar für mehrere Wochen zusammen, um zu einer Lösung in dem Tarifkonflikt zu kommen. Vermittelt hatten in dieser Phase der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maizière sowie Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (beide CDU). Ob die beiden auch in dieser Verhandlungsrunde wieder als Moderatoren auftreten werden, blieb zunächst unklar.
Eine formale Schlichtung hatte insbesondere die GDL bisher abgelehnt. Bei einer solchen würden beide Seiten zuvor eine Schlichtungsvereinbarung treffen. Häufig geht damit einher, dass ein Schlichterspruch für beide Seiten bindend ist. Für den Kompromissvorschlag, den de Maizière und Günther in der jüngsten Verhandlungsrunde gemacht hatten, galt das nicht. Die Gewerkschaft ließ sich daher nicht darauf ein.
Arbeitszeit als Zankapfel
Knackpunkt der Verhandlungen war zuletzt eine Forderung der GDL, die Arbeitszeit der Schichtarbeiter von 38 auf 35 Wochenstunden zu reduzieren, und zwar bei gleichbleibendem Gehalt. Die Bahn hatte sich bisher bereit gezeigt, die Arbeitszeit ohne finanzielle Einbußen in zwei Schritten bis 2028 auf 36 Stunden abzusenken. GDL-Chef Weselsky lehnte aber ab.
Die Gewerkschaft hat bereits mit mehr als zwei Dutzend anderen Eisenbahnunternehmen Tarifverträge abgeschlossen, in denen die 35-Stundenwoche festgeschrieben ist. Diese stehen allerdings unter dem Vorbehalt, dass auch der bundeseigene Bahnkonzern sich auf einen solchen Abschluss einlässt. Ansonsten würden die bestehenden Verträge entsprechend angepasst. Weselsky will das verhindern.
Bereits sechs Mal hat die GDL in dem aktuellen Tarifstreit mit der Deutschen Bahn bisher zu Arbeitskämpfen aufgerufen. Zuletzt setzte die Gewerkschaft auf einen sogenannten Wellenstreik, den sie deutlich kurzfristiger als die bisherigen Ausstände ankündigte.
FDP-Generalsekretär will Streikrecht reformieren
Aus der FDP kam erneut die Forderung nach einer Reform des Streikrechts. Besonders bei kritischer Infrastruktur sei es wichtig, "dass die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleibt und eine maßlose Streikgier, wie wir sie erlebt haben, in Zukunft unterbunden wird", sagte Generalsekretär Bijan Djir-Sarai der "Bild am Sonntag". Dazu gehörten Instrumente wie verpflichtende Schlichtungen, klare Streikfristen und die Möglichkeit, Verhandlungsführer auszutauschen. Die Bundesregierung hatte derlei Forderungen zuletzt eine Absage erteilt.