„Shakespeare ist so unglaublich stark, weil man das Gefühl hat, die Geschichten sind zwar vor 400 Jahren geschrieben, aber leider oder gottseidank heute noch immer gültig“, sagt Birgit Franz. „Man entdeckt doch auch heute immer mehr Leute an der Spitze, die ihre Macht missbrauchen.“ Birgit Franz hat das Personaltableau des Fünfakters von über 30 auf 24 verringert, verteilt auf acht Darsteller, mit Sigurd Sundby als Macbeth (zuletzt als Saladin im „Nathan“ zu erleben) und Claudia Iberle als Lady Macbeth (zuletzt in der Titelrolle der Iphigenie). Was die Studiobühnen beim Proben erleben, ist die Dynamik des Machtspiels, wie die Maschine mehr und mehr Fahrt aufnimmt, um sich am Ende in ihre Einzelteile zu zerlegen.
„Was wir beim Proben feststellen: Macbeth überholt im Laufe des Dramas an Rücksichtslosigkeit selbst seine Lady Macbeth.“ Die Studiobühne führt Shakespeares vielleicht blutigstes Drama in Sanspareil auf, wo die Nachwelt der Markgräfin Wilhelmine ein Ruinentheater verdankt, das durch sein kunstvoll rohes, mit Sorgfalt in den Stand eines Überbleibsel überführtes Mauerwerk nach Franz Ansicht den idealen Rahmen für den Stoff aus dem 11. Jahrhundert bildet. Ein eigenartiger Platz, eine Erinnerung an eine Frau, die Macht ge- und nicht missbrauchte. „Wilhelmine hat halt kein blutiges, sondern ein kreatives Regiment geführt.“
Den wilden Eindruck unterstreicht Marianne Heide, die für die mittelalterlich anmutenden Kostüme zuständig ist. Die Schauspieler lassen sich bereits seit längerem Haupthaar und – soweit vorhanden – Bart wachsen, damit Lore Maßler mit der Maske nicht zu viel Arbeit damit hat, dem Spiel Züge von „Game of Thrones“ zu geben.
Atmosphäre ist alles, deswegen ist auch ein Musiker auf der Bühne: Roland Kropf, der die Handlung an der Percussion illustriert. „Eigentlich haben wir das Mittelalter wieder hervorgeholt“, sagt Birgit Franz. Was das Äußere betrifft, wohlgemerkt, denn der Text ist in der Übersetzung von Schiller zu hören, leicht modern abgewandelt. Vor allem hat Franz so manches Selbstgespräch im monologreichsten Stück von Shakespeare in einen Dialog umgewandelt.
So gewinnt, meint Franz, das Ganze noch an Zeitlosigkeit. Auf einmal geraten Macbeth und Gattin ganz trivial zusammen. „Das könnte auch in einem modernen Wohnzimmer spielen.“
INFO: "Macbeth", Tragödie von William Shakespeare, Regie Birgit Franz, Premiere am 19. Juli in Sanspareil, 24, 16., 28. Juli, 1., 3., 4., 8., 9., 11., August, jeweils 20 Uhr.