Morddrohungen gegen Erzbischof Schick

Archivfoto: Nicolas Armer/dpa Foto: red

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sieht sich mit hasserfüllten Kommentaren auf Facebook konfrontiert. Die Beleidigungen und sogar Morddrohungen gingen von der AfD beziehungsweise deren Anhängern aus. Sie sind inzwischen gelöscht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt aber. Und die Stadt Bamberg hat sich mit dem Erzbischof solidarisiert.

 
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Wie ein Sprecher des Erzbistums am Samstag sagte, seien in Kommentaren unter einem Ende Oktober veröffentlichten Facebook-Posting der Alternative für Deutschland (AfD), das den Erzbischof im Bild in Kombination mit einem „verkürzten und dadurch nicht mehr korrekten Zitat“ zeige, Beleidigungen bis hin zu Tötungsaufrufen gegenüber dem Erzbischof geäußert worden. „Diese Kommentare lassen wir von der Polizei prüfen.“ Weitere rechtliche Schritte behalte man sich vor. Es ging um die Meldung, dass Schick in einem Gespräch geäußert hatte, ein muslimischer Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten sei vertretbar.

Zuvor hatte das Online-Portal „inFranken.de“ über die Morddrohungen berichtet. Das Facebook-Posting der AfD mit dem Zitat „Kirche: Muslimischer Bundespräsident denkbar“ bezeichnete der Sprecher des Erzbistums als eine bewusste Provokation. Durch das verkürzte Zitat werde der falsche Eindruck erweckt, der Erzbischof würde einen muslimischen Bundespräsidenten vorschlagen oder gar fordern. Dabei habe dieser nur auf eine demokratische Selbstverständlichkeit hingewiesen.

Ermittlungsverfahren bislang ohne Erfolg

So habe Schick während einer Podiumsdiskussion in Nürnberg auf die Frage, ob er sich einen muslimischen Bundespräsidenten vorstellen könne, geantwortet, dass er dafür derzeit keine gesellschaftliche Mehrheit sehe, wie das Erzbistum in einer Stellungnahme mitteilte. Auf die weitere Nachfrage, ob er dies denn grundsätzlich für möglich halte, habe Schick gesagt, dass ein möglicher muslimischer Kandidat von den Parteien nominiert und von der Bundesversammlung gewählt werden müsste. Wenn dies geschehen sollte, werde die Kirche diese demokratische Entscheidung akzeptieren. Alles andere würde nicht dem Grundgesetz entsprechen.

Solche Botschaften bis zu Drohungen sind für Schick nicht neu. Immer  wieder bekam er sie, wenn er sich etwa zu Flüchtlingsfragen oder Pegida äußerte, wie es von seinem Pressesprecher Harry Luck heißt. Zuschriften, die nicht anonym seien und nicht nur aus unflätigen  Beleidigungen bestünden, würden beantwortet. Strafrechtlich relevante  Kommentare leite man an die Polizei zur Prüfung weiter. Doch  Ermittlungsverfahren seien bisher ohne Erfolg geblieben, da die  eigentlichen Urheber nicht ausfindig zu machen seien.

UPDATE Montag, 7. November, 12.50 Uhr:

Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen. „Wir ermitteln wegen Volksverhetzung und Beleidigung“, sagte am Montag ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in der oberfränkischen Stadt. Das Verfahren richte sich gegen die Person, die auf Facebook die hasserfüllten Kommentare veröffentlicht habe.

Die Ermittler prüfen demnach auch, ob der sichtbare Name mit der tatsächlichen Identität des Urhebers übereinstimme, sagte der Sprecher. „Möglicherweise ist dafür ein Rechtshilfeersuchen nötig, um über Facebook zu erfahren, wer hinter dem Post steckt.“

UPDATE Montag, 7. November, 14.52 Uhr:

Die Bamberger Stadtspitze solidarisiert sich mit der Erklärung des Erzbischofs zur grundsätzlichen Wählbarkeit eines muslimischen Bundespräsidenten, wie die Stadt am frühen Montagnachmittag mitteilte. Damit, so Oberbürgermeister Andreas Starke und die Bürgermeister Christian Lange und Wolfgang Metzner, wird „die Verfassungslage unseres Grundgesetzes wiedergegeben, nicht mehr und nicht weniger.“

Die Bürgermeister verurteilten die Hasstiraden der AfD und ihrer Sympathisanten gegen den Bamberger Oberhirten, in den sozialen Netzen „auf das Schärfste, weil damit nicht nur unser Erzbischof, sondern auch die freiheitlich demokratische Grundordnung angegriffen wird.“

dpa/red/kna

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