Milchhof in Hohenberg Mit Idealismus zum Schmuckstück

Der Hohenberger Milchhof ist nun offiziell eröffnet. Beim Festakt gedenken die Redner Karl Lippert, der sich als treibende Kraft hinter der Sanierung erwiesen hat.

 
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Jetzt ist es also offiziell eröffnet, das Hohenberger Schatzkästlein, das Schmuckstück, eines der ältesten Gebäude der Stadt – der Milchhof. Bei einem Festakt am Freitagnachmittag wurde die Geschichte der Sanierung nochmals in Erinnerung gerufen.

An eine Hohenberger Persönlichkeit erinnerte jeder Redner. Jeder mit einem Lächeln in Erinnerung an die gemeinsam verbrachte Zeit, jeder mit Tränen in den Augen, weil er doch die Eröffnung „seines“ Milchhofs nicht mehr miterleben konnte: Posthum ehrten die Stadt und der „Förderkreis zum Erhalt historischer Baudenkmäler“ Karl Lippert, der 2020 bei einem Unfall ums Leben gekommen war, mit einer Tafel am Eingang.

Hauptkonservator als Hebamme

In einer launigen Rede fragte sich Ulrich Kahle, warum er – einst Hauptkonservator am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und seit genau „vier Jahren und 328 Tagen im Ruhestand“ – zur Eröffnung eingeladen worden sei? Weil er ganz entscheidend zum Erhalt des historischen Gebäudes beigetragen habe? „Ich war höchstens die männliche Hebamme bei der Geburt des Fördervereins“, spielte Kahle seine Rolle herunter. „Vielleicht liegt es ja auch an dem besonderen Vertrauen zwischen dem Verein und dem ,alten Konservator’?“

Tatsächlich scheint auch Ulrich Kahle seinen Narren am Milchhof gefressen zu haben, hatte er sich doch ganz wesentlich dafür eingesetzt, dass der Vorbesitzer den Milchhof zum symbolischen Preis von einem Euro an den Förderkreis verkaufte. „Mein sportlicher Ehrgeiz, die Kiste in den Griff zu kriegen, war geweckt“, sagte Kahle. Als er im Stadtrat dafür geworben hatte, den Milchhof zu erhalten, habe er kaum Widerspruch vorgefunden, dafür viele Gremiumsmitglieder, „die konstruktive Fragen stellten“. Dabei habe er auch Karl Lippert kennengelernt („langmähnig, gut gelaunt, aufgeräumt“), der sich später als treibende Kraft hinter der Sanierung des Gebäudes erweisen sollte.

80 Tonnen Müll

Die Weichen zur Sanierung des dem Verfall preisgegebenen Hauses wurden endgültig 2013 mit der Gründung des „Förderkreises zum Erhalt historischer Baudenkmäler in Hohenberg“ – kurz „Michhofverein“ – gestellt. Denn die Stadt Hohenberg war aufgrund der Haushaltslage nicht zu belasten.

Das Vorstandstrio Karl Lippert, Gerhard Wilhelm und Walter Rädel, beließ es nicht bei schönen Reden, es packte tatkräftig an. Bereits 2014 waren 700 Arbeitsstunden angefallen und 80 Tonnen Müll aus dem Gebäude geräumt, wie Stefan Sebald von der Regierung von Oberfranken sagte. Gleichzeitig gelang es dem Verein, mehr als ein halbes Dutzend Fördergeber unter einen Hut zu bekommen. Hilfreich dabei war, gab Sebald Einblick in die Entscheidungsfindung der Oberfrankenstiftung, die Stellungnahme des Hauptkonservators: „Förderung gerechtfertigt.“ „Sie haben die Schönheit hinter der bröckelnden Fassade erkannt“, sagte der Regierungsvertreter. „Die Sanierung ist rundum gelungen.“

Viele Glücksgriffe

Ein Glücksfall, auch da waren sich die Grußredner einig, war die Wahl der Architekten Wolf Hartenstein (auch er ist bereits verstorben) und Volkmar Braun von der Planungsgruppe Nordbayern. „Trotz allen Wartens und Hoffens, trotz aller Anspannungen, gab es nie Zweifel, ist nie ein böses Wort gefallen“, beschrieb Braun seine Zusammenarbeit mit dem Förderkreis. Mit Bangen und Hoffen nämlich hätten alle Beteiligten eine Menge Zeit verbracht – vor allem in Sachen Finanzierung des 1,1-Million-Euro-Projekts. Denn bis die Fördergelder ausgezahlt wurden, musste der Förderkreis bis zu 300 000 Euro zwischenfinanzieren. Das klappte, da der Versicherungsverein Selb kurzfristig eingesprungen war, wie Gerhard Wilhelm in seiner Begrüßung sagte.

Die Liste derer, denen er zu danken hatte, war lang und reichte von den am Bau Beteiligten über politische Unterstützer und Spendern bis hin zur „Knüppeltruppe“ – eben jenen, die tatkräftig angepackt hatten und wie Arnold Reger beispielsweise die Tür- und Fensterbeschläge schmiedeten. „Alle sind spontan gekommen, um zu helfen. Das war eine Auszeichnung für uns“, sagte Wilhelm.

Glückwünsche aus der Politik

„Dieses Gebäude ist das Ergebnis einiger verrückter Idealisten“, sagte Bürgermeister Jürgen Hoffmann. „Sie haben es geschafft, mit Mut und überdurchschnittlichem Engagement eines der ältesten Gebäude Hohenbergs zu erhalten.“

Glückwünsche kamen von Landratsstellvertreter Roland Schöffel, der dem Verein auch weiterhin viel Schaffenskraft wünschte, von Landtagsabgeordnetem Martin Schöffel, der allen Respekt vor der Leistung zollte, und von Bezirksrat Holger Grießhammer.

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