Milliarden-Schub für deutsche Industrie erwartet
Vieles davon sei schon heute Realität, berichtet ZVEI-Chef Kegel. In seinem Unternehmen etwa setze er schon seit Jahren KI in Sensoren ein, etwa bei der Bildverarbeitung und bei der Signalauswertung der komplexeren Sensoren. Der Kamerasensor lerne dabei, eine Schraube sicher zu erkennen, ohne dass zuvor alle denkbaren Schraubenköpfe als Vorlage hinterlegt werden müssten. Und auch beim Erfassen eingehender Rechnungen oder im automatischen Bestellwesen komme bei ihm bereits KI zum Einsatz.
"Durch generative KI und sprachgesteuerte Anwendungen wie ChatGPT nimmt der Einsatz von KI noch einmal zusätzlich Fahrt auf", ist Kegel überzeugt. Vor allem der Einsatz in Produkten biete gewaltige Chancen für die deutsche Industrie. "Wenn wir das geschickt machen, kann das zum Alleinstellungsmerkmal werden, mit dem die deutsche und europäische Industrie international punkten kann."
Laut einer Studie, die das Forschungsinstituts IW Consult im Auftrag von Google erstellt hat, könnte KI der deutschen Industrie einen Schub in Milliardenhöhe verleihen: Um fast acht Prozent könnte die Bruttowertschöpfung dadurch steigen. Das entspräche 56 Milliarden Euro allein im verarbeitenden Gewerbe. Für die gesamte Wirtschaft wurde die mögliche Wertschöpfung mittels KI sogar auf 330 Milliarden Euro geschätzt.
Sorge um EU-Regulierung
Europa müsse aber aufpassen, diese Chance nicht durch zu strenge Regeln zu verspielen, warnt Kegel. Zwar habe man beim jüngst verabschiedete KI-Gesetz der EU, das in rund zwei Jahren voll greifen soll, noch einige Verbesserungen erzielen können. Es sei aber nach wie vor nicht geklärt, was am Ende wirklich als Risiko-KI einzustufen sei. "Bei strenger Auslegung wird selbst ein einfaches Ceran-Kochfeld, das einen KI-Baustein für den Sensor im Bedienfeld nutzt, zur kritischen Hochrisiko-Anwendung", warnt Kegel. "Das kann nicht im Sinne der Richtlinie sein." Dies müsse man nun bei der Umsetzung in deutsches Recht verhindern. "Es darf nicht alles in einen Topf geworfen werden. Sonst wird die Regulierung zur massiven Innovationsbremse."