Spartipps vom Energieberater So spart man bei Strom und Heizen

Eine hohe Strom- und Gasrechnung kommt oft wegen des falschen Verhaltens. Foto: dpa-tmn/Catherine Waibel

Norbert Endres von der Verbraucherzentrale Bayern gibt einfache aber wirkungsvolle Tipps, wie man weniger Energie verbraucht. Auf seinen Hausbesuchen sieht er so einige Strom-Sünden.

 
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Aus den Briefkästen flattert Post. Der Stromanbieter: „Der Preis steigt für die allgemeinen Tarife um 9,50 Cent pro Kilowattstunde…“ Die Erhöhungen schwanken so sehr wie der Verbrauch in den Haushalten. Bei 2000 Kilowattstunden sind es immerhin fast 200 Euro mehr, die die Verbraucher bei einer Erhöhung von 10 Cent zahlen. Dabei sparen die meisten doch schon an jeder Ecke. Oder?

Norbert Endres von der Verbraucherzentrale Bayern kennt die Situation. Der Energieberater findet bei Hausbesuchen immer Einsparmöglichkeiten. „Das Teuerste auf der Stromrechnung sind im Schnitt die Geräte fürs Kühlen und Gefrieren“, sagt er. Die Geräte machen über 20 Prozent des Verbrauches aus.

Oft steht im Einfamilienhaus noch der große Kühl- und Gefrierschrank für vier bis sechs Personen. Deshalb empfiehlt Endres: Pro Person und Haushalt sollte man mit 50 Liter Volumen für einen Kühlschrank rechnen. Ein Zwei-Personen-Haushalt komme also mit einem Kühlschrankvolumen von 150 Litern klar. Es reicht ein einfacher Einbaukühlschrank: 80 Zentimeter hoch, 60 Zentimeter breit, 60 Zentimeter tief. „Die meisten haben viel zu große Kühlschränke“, sagt Endres. Doppeltür-Kühlschränke verbrauchen teilweise fünf Mal mehr Energie.

Auch wichtig: das Alter. Große Haushaltsgeräte halten 12 bis 15 Jahre. Ältere Modelle sollte man austauschen. Denn neue Geräte sind bis zu drei Mal sparsamer.

Ein anderer Punkt ist das Homeoffice etabliert. Viele wollen auch nach der Pandemie zu Hause arbeiten, weil es Zeit und Spritkosten spart. Das Gute ist: Der private Stromverbrauch erhöht sich dadurch nur um fünf Prozent.

Trotzdem begehen einige Verbraucher auch Stromsünden im Heimbüro: Die Stromrechnung könnte steigen, wenn fürs Homeoffice ein Raum benutzt wird, den man sonst nie beheizt, zum Beispiel Keller- oder Dachräume. Die sind meistens nicht isoliert und haben keine Heizkörper. Ein elektrisches Heizgerät muss also her: Radiatoren, Infrarot-Heizung, Heizlüfter. Alles Stromfresser. Und ein nicht isolierter Kellerraum muss auch im Sommer beheizt werden, denn der kühle Kellerboden hat immer 10 Grad.

„Diese Standardtipps sind natürlich nicht so beliebt wie technische Neuheiten, wie Solaranlagen oder Pelletheizungen“, sagt Endres. Aber sie seien einfach umzusetzen. Das Gleiche gelte für die Gasrechnung. Hier kann man schon Geld und Emissionen sparen, wenn man sich abends nur einen Pullover anzieht. Jedes Grad, dass man an der Heizung herunterdreht, spare sechs Prozent an Heizkosten.

Außerdem rät die Verbraucherzentrale zu Thermostaten. Die senken die Temperatur automatisch, während man schläft oder nicht zu Hause ist. Die Geräte gibt es ab 15 Euro. Nach einer Heizperiode rentierten sie sich schon.

Viel Gas verbraucht das Erhitzen von Wasser. Wer seinen Verbrauch wissen will, wendet den Trick von Endres an: Die Dusche voll aufdrehen, einen Eimer drunter halten, sechs Sekunden warten und den Eimer wieder herausnehmen. Die gesammelten Liter multipliziert man mit zehn. Das ist der Durchfluss pro Minute. Die meisten verbrauchen 15 bis 25 Liter pro Minute. Empfohlen sind aber 10 Liter pro Minute. Um die zu erreichen, braucht es nur neuen Duschkopf – der Duschkomfort bleibt.

„Die Tipps sind einfach, aber man muss sie konsequent durchsetzen, damit der Strom- und Gasverbrauch runtergeht“, erzählt Endres.

Bei einer Tariferhöhung durch den Strom- und Gasanbieter, denken die meisten an einen Wechsel. Hier sagt Endres klar: „Derzeit bloß nicht.“ Einige Billiganbieter verkauften offenbar ihre Energie-Kontingente an den Meistbietenden als die Strom-Preise aufgrund des Ukraine-Krieges explodierten. Deswegen hatten sie keine Mengen mehr, die sie ihren Kunden anbieten konnten. Daher kündigten sie alle Kundenverträge. Anbieter wie Stromio oder Gas.de stehen unter dem Verdacht, dies praktiziert zu haben. Die Untersuchung durch das Kartellamt läuft.

Strom sparen

1. Stand-By abschalten: besser als einfache Steckdosenleisten mit Ein-/Ausschalter sind ergonomisch schaltbare Steckdosenleisten mit abgesetztem Fußschalter

2. LED einsetzen: Halogen- und Glühleuchtmittel durch A+/A++LED ersetzen, dort wo im Schnitt täglich länger als eine Stunde Licht leuchten soll! Diese Strategie hilft oft bis zu 80 Prozent des gesamten Beleuchtungsstromverbrauchs einzusparen.

3. Wasserkocher für heißes Wasser nutzen: Um bis zu 1,5 Liter Wasser zum Kochen zu bringen bleibt der Wasserkocher die effizienteste Alternative, um kleine Wassermengen schnell und energieeffizient zu erwärmen!

4. Beim Kühlschrank Temperaturen richtig einstellen: Acht Grad Celsius reichen vollkommen zum Kühlen, bei der Gefriertruhe oder im Gefrierschrank sind es minus 18 Grad. Eine niedrigere Temperatur macht die Lebensmittel nicht haltbarer, sondern kostet nur mehr Strom. Nämlich etwa 5 Prozent Mehrverbrauch je Grad Celsius.

5. Neue Kühlgeräte: Für einen anstehenden Neukauf die aktuelle Positivliste „Besonders sparsame Haushaltsgeräte“ zurate ziehen: download.bauzentrum-muenchen.de

6. Die häufig genutzte Waschtemperatur richtig einstellen: Bei Waschmaschinen besser 30 statt 60 Grad Celsius einstellen und vor dem Wäschetrockner die Wäsche mit hoher Schleuderdrehzahl entfeuchten. Heutige Waschmittel sind nämlich schon bei Temperaturen ab 28 Grad Celsius chemisch voll waschaktiv. Nur um die Maschine selbst zu reinigen genügt in der Regel eine 60-Grad-Wäsche monatlich.

7. Ähnlich bei der Spülmaschine: Ein Spülgang im Programm Eco 50-Grad benötigt knapp eine Kilowattstunde Strom. Das Programm Auto 55-65-Grad braucht oft 1,5 Kilowattstunden oder mehr. Aus hygienischen Gründen sollte das Gerät quartalsweise mit einem speziellen Spülmaschinenreinigungsmittel leer bei etwa 60 Grad gepflegt werden.

8. Zentralschalten: Soweit das Warmwasser effizient – also nicht elektrisch – oder sogar solar erwärmt wird und die Spülmaschine vom Hersteller für Warmwasserbetrieb bis 60 Grad Celsius freigegeben ist, wird der Anschluss an die zentrale Warmwasserversorgung empfohlen. Was den Spülmaschinenverbrauch optimalerweise halbieren kann.

Heizen und Warmwasser

1. Optimale Lufttemperatur: 19 bis 21 Grad Celsius sind häufig zu empfehlen

2. Türen zu weniger beheizten Räumen geschlossen halten

3. Alle Heizkörper im jeweiligen Raum mitarbeiten lassen und auf dieselbe Zieltemperatur einstellen kann häufig die erforderlichen Heizkörpertemperaturen senken

4. Alte Heizkörperthermostate nach 15 bis 20 Jahren erneuern, bzw. digitalisieren

5. Konsequentes Stoß- anstatt Dauerlüften!

Allgemein gilt:

Für ein vorteilhaftes Feedback hilft die Webseite www.energiesparkonto.de bzw. die dazugehörige App. Die Zähler regelmäßig abzulesen und damit die Verbrauchsentwicklung im Auge behalten, hilft aktiv Strom zu sparen!

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