Macrons Rede folgt knapp sieben Jahre auf eine erste Europa-Rede an der Sorbonne. Im September 2017 hatte der damals frisch ins Amt gewählte Präsident eine ambitionierte Vision für ein souveränes Europa entworfen, die für viel Aufsehen sorgte. Allerdings gab es von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bis zum Ende ihrer Amtszeit keine Antwort auf Macrons damaligen Vorstoß. Nachfolger Olaf Scholz (SPD) reagierte vor knapp zwei Jahren mit einer europapolitischen Grundsatzrede in Prag, in der er auf die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft für Europa aber nicht näher einging. Beides kam in Frankreich nicht gut an.
Reaktion von Olaf Scholz
Nun reagierte Kanzler Scholz prompt, er unterstütze die von Macron vorgeschlagenen Maßnahmen für ein wirtschaftlich starkes, sicheres Europa. Gemeinsames Ziel von Frankreich und Deutschland sei es, "dass Europa stark bleibt", so Scholz auf der Plattform X (vormals Twitter). "Deine Rede enthält gute Impulse, wie uns das gelingen kann", fügte er hinzu. "Gemeinsam bringen wir die EU voran: politisch und wirtschaftlich", sagte Scholz. Macron wiederum hob in seiner eindreiviertel stündigen Rede mehrfach die deutsch-französische Kooperation lobend hervor.
Mit seinem zweiten in Frankreich seit Tagen groß angekündigten Sorbonne-Auftritt versuchte Macron auch im Anlauf zur Europawahl, seinem Lager den Rücken zu stärken. Nach Umfragen liegen derzeit die Rechtspopulisten von Marine Le Pen, die einen europakritischen und auf Frankreich zentrierten Kurs fahren, deutlich vorn. Nach der jüngsten Opinionway-Umfrage kommt das Präsidentenlager auf 19 Prozent hinter dem Rassemblement National von Le Pen mit 29 Prozent. Laut Umfrage sind die Sozialisten derzeit mit 12 Prozent drittstärkste Kraft.