Vom Stammtisch auf die Bühne: Kabarettabend in der Bayreuther Stadthalle Rolf Miller schaut dem Volk aufs Maul

Von Wolfgang Karl
Kabarettist Rolf Miller gibt gern den Macho. Mit seinen Stammtischparolen kam er beim Bayreuther Publikum durchaus an. Foto: Harbach Foto: red

Am Stammtisch wird die Welt erklärt. Es ist die letzte Bastion des „echten Typen“. Hier kann man noch mit Halbwissen glänzen. So einen Kerl vom Muster Stammtischbruder gibt Rolf Miller in seinem aktuellen Programm „Alles andere ist primär“.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Schon die Begrüßung des Publikums gerät leger. Miller betritt die Bühne, lümmelt sich breitbeinig auf seinen Stuhl und legt einfach los: „Ich hab’s ihm noch gesagt, dem Jürgen.“ Was er ihm gesagt hat, bleibt erst einmal im Vagen. Überhaupt bleibt vieles im Vagen, was Millers Alter Ego anspricht. Im lockeren Plauderton streift er in Halbsätzen Thema für Thema. Gefallen ihm die Antlitze von Menschen nicht, so sind das „Zipfelgesichter“, „Pfandflaschengesichter“ oder „glutenfreie Ingwergesichter“.

Das wären dann auch die, die „Wirklichkeit und die Realität verwechseln“ und bei Attac „überall hinfahren, damit sie dann vor Ort dagegen sind.“ Hemmungslos quält er die deutsche Sprache. Mit Floskeln wie „im Endeffekt“, „einwandfrei“ und „vom Ding her“ füllt er die Sinnlücke zwischen den Halbsätzen. Die Pointen kommen in schneller Folge, das Publikum kommt kaum zur Ruhe vor Gelächter. Schließlich „muss man über den Humor auch mal lachen können.“

Als ein Handy im Saal klingelt, ruft Miller: „Geh hin, nicht, dass es ein Anruf ist.“ Schon schwadroniert er weiter: Vielleicht sollte er sich doch die Schwester von seinem besten Kumpel Jürgen angeln, die er nur „den Apparat“ nennt. „Wenn nicht wann, dann jetzt“, stellt er dazu fest. Allerdings schiebt er noch hinterher, dass er „Frauen, im nächsten Leben nicht mehr stationär, sondern nur noch ambulant“ möchte. Dabei sei „der Mensch an sich geschaffen für die Frau.“

Mit solchen Sprüchen arbeitet sich Miller noch an weiteren Macho-Themen ab. Zum Beispiel: Fußball. „Bela Rethy hat noch nie das gleiche Spiel gesehen wie ich.“ Die Bee Gees und Modern Talking bezeichnet er als schwul und wundert sich „dass der Russe da heute noch drauf steht.“ Aber gegen Schwule habe er nichts, „nicht, dass ein Eindruck entsteht.“

In den Achtzigern, da habe er „Atz Datz gehört, also AC/DC.“ Prügeleien vor dem Kino, ein Aushilfsjob im Schlachthof: „Schön war’s.“ Der Jugend von heute hingegen, der müsse man nur „die SIM-Karte ziehen, dann werden die bewusstlos.“

Gnadenlos schaut Miller dem Volk aufs Maul. Im Balkonsaal der Bayreuther Stadthalle kommt das gut an. Schallendes Gelächter und spontaner Applaus prägen den Abend. Zu Selbstkritik hebt er jedoch genauso an. Sein Phil Collins sei ja „auch schwul. Aber im Vergleich zum Unterschied merk ich es.“ Na dann.