Regierung mietet Gewerbehalle für 200 Menschen an Bayreuth: Provisorische Unterkunft für Flüchtlinge in der Bernecker Straße

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Bademoden und Tierfutter wurden in der Halle an der Bernecker Straße schon verkauft. Nun sollen dort Flüchtlinge aufgenommen werden. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Bikinis und Tierfutter gab’s dort früher. Seit wenigen Tagen ist die Gewerbehalle, Hausnummer 73 in der Bernecker Straße, eine Flüchtlingsunterkunft. Die Regierung von Oberfranken hat das zweigeschossige Gebäude zur Erstaufnahmeeinrichtung gemacht. Jedoch nur übergangsweise, denn die dauerhafte Lösung lässt auf sich warten.

 
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Auf der Rampe am Erdgeschoss der weißen Halle warten die Wachmänner. Rechts am Eingang des Untergeschosses stehen u-förmig angeordnet blaue Container. Darin Waschräume und Toiletten für Männer und Frauen. Ein fünfter Container zum Wäschewaschen soll noch folgen, wie der Kurier vor Ort erfuhr. Ein mit einer blauen Plane verkleideter  Bauzaun, auf dem schon Wäsche trocknet, versperrt die Sicht ins Innere der Halle. Wie eine Wagenburg mutet all das an.

Die ersten Flüchtlinge kamen bereits an und fuhren nach wenigen Stunden weiter. Sie waren amtlich erfasst und medizinisch untersucht worden. "Die Verweildauer soll zehn bis 14 Tage betragen", so Martin Steiner, Pressestelle der Regierung.

Die Regierung von Oberfranken erhöhe ihre Kapazitäten für die Erstaufnahme von Asylbewerbern und reagiere damit auf die anhaltend hohen Zahlen. In der ehemaligen Verkaufshalle für Arena-Bademoden und Tiernahrung finden zunächst 100 Menschen Platz, später sollen es 200 sein. Das angemietete Erdgeschoss, in dem die Asylbewerber untergebracht sind, habe eine Fläche von 650 Quadratmetern. Das Untergeschoss, das erst später genutzt werde, sei 580 Quadratmeter groß. "Die Regierung von Oberfranken hat keine baulichen Veränderungen vorgenommen. Diese wurden vom Vermieter getätigt und auch bezahlt", sagt Pressesprecher Steiner.

Der Strom der Flüchtlinge ist immer noch groß. Bis Ende Mai haben bundesweit 126.000 Personen einen Asylerstantrag gestellt. Nach Bayern wurden fast 21.000 Personen verteilt. Dies entspreche einer Steigerung gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 158 Prozent. "Unsere Regierungsaufnahmestelle hat in den ersten fünf Monaten dieses Jahres mehr 2.000 Personen in Oberfranken verteilt", so Steiner.

„Wir sind sehr froh, dass wir die Halle in der Bernecker Straße anmieten konnten“, erklärt Regierungsvizepräsidentin Petra Platzgummer-Martin. „Sie stärkt nicht nur unsere Kapazitäten, sondern ermöglicht auch eine Freigabe der Stadtbadhallen.“ Diese können zum Schuljahresbeginn wieder für Schul- und Vereinszwecke genutzt werden.

Seit Februar mussten acht Vereine, dazu die Evangelische Familien-Bildungsstätte sowie die Wirtschaftsschule und das Gymnasium Christian-Ernestinum, auf die Stadtbadturnhallen verzichten. Sie dienten bislang als Notquartier, das jetzt nicht mehr gebraucht wird. Besonders betroffen war die Evangelische Familien-Bildungsstätte. Leiterin Elisabeth Zagel musste 270 Kinder und Jugendliche in etwa 15 Gruppen anderswo unterbringen. Damit ist ja nun Schluss. Die Lösung hatte sich im Juni abgezeichnet. Elisabeth Zagel äußerte sich gestern auf Anfrage erleichtert darüber, dass die Stadtbadhalle wieder frei wird. Die Unterbringung der Flüchtlinge dort habe für die Familien-Bildungsstätte erheblich mehr organisatorischen Aufwand gebracht. Zudem musste die Bildungsstätte ihre Arbeit einschränken. Deshalb habe es Abmeldungen und Beschwerden gegeben. Zagel bekräftigte aber auch: "Ich stehe für die Willkommenskultur in Bayreuth." Des Öfteren habe sie sich an die Regierung gewandt und um Abhilfe gebeten. Nun sei eine bessere Lösung gefunden.

Ausweichen musste auch die Private Wirtschaftsschule. Dort war der Sportunterricht ausgefallen. 

Die Schulpfleger Stephan Müller und Ernst-Rüdiger Kettel, beide für die BG im Stadtrat, hatten sich deshalb an die Oberbürgermeisterin gewandt. Müller sagte gestern auf Anfrage, für ihn gebe es keine Zweifel daran, dass die Stadt Bayreuth Flüchtlingen helfen muss. "Die Erstaufnahme in der Bernecker Straße ist auch nicht ideal, aber besser als die bisherige Unterbringung in der Stadtbadhalle. 

Die Unterkunft in der Bernecker Straße soll übergangsweise Abhilfe schaffen. Wie die Regierung mitteilt, würde noch einige Zeit vergehen, bis die angedachte reguläre Erstaufnahmeeinrichtung in der Herzogmühle fertig ist. Die Übergangs-Aufnahmeeinrichtung in der Bernecker Straße sorge dafür, dass Stück für Stück ein Dauerbetrieb eingerichtet wird, der dann in eine reguläre Erstaufnahmeeinrichtung überführt wird.

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