Gericht segnet Antrag auf Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ab Pegnitz: Firma Putzin will sich selbst sanieren

Von
Sind sehr zuversichtlich, das Putzin-Schiff wieder in ertragreiche Gewässer steuern zu können (von links): Geschäftsführer Jens-Hendrik Schmidt, Insolvenzverwalter Robert Wartenberg und der künftige Rechtsberater Joachim Walterscheid. Foto: Ralf Münch Foto: red

Es schaut gut aus: Das Pegnitzer Maschinenbauunternehmen Putzin hat wohl trotz Insolvenzantrag durchaus eine Zukunft. Auch wenn noch niemand sagen kann, wie diese aussieht. Fakt ist: Das Insolvenzverfahren ist eröffnet – und es kann in Eigenverwaltung abgewickelt werden. Damit hat sich ein Wunsch der Geschäftsführung bereits erfüllt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Zuversicht ja, Euphorie nein. Insolvenzverwalter Robert Wartenberg aus Bamberg und Putzin-Geschäftsführer Jens-Hendrik Schmidt strahlten am Montag im Vorfeld einer Betriebsversammlung gesunden Optimismus aus. Die Voraussetzungen sind gegeben, so Wartenberg: „Die Zusammenarbeit war vertrauensvoll, war gekennzeichnet von Verlässlichkeit.“ Das sei nicht immer so in einem Insolvenzfall.

Nichts beschönigt

Schmidt, sein Bruder Lars-Oliver als kaufmännischer Leiter und Ex-Geschäftsführer Ralf Putzin – nach wie vor in der Firmenleitung aktiv – hätten alle Unterlagen prompt geliefert, hätten nichts beschönigt. Und, ganz wichtig, so Wartenberg: „Der Insolvenzantrag wurde rechtzeitig gestellt, nicht als alles schon zu spät war“.

Rechtsberater hilft

So sieht das auch Joachim Walterscheid, den das Unternehmen als Rechtsberater für die Eigenverwaltung genommen hat. Der Jurist, selbst lange Zeit als Fachanwalt für Insolvenzrecht tätig, kennt sich aus mit Betreuungsaufgaben in solchen Fällen. Er wird künftig häufig im Hause Putzin anzutreffen sein, um der Führungsetage des Unternehmens unter die Arme zu greifen. Damit alleine ist es natürlich nicht getan. „Da müssen mehrere Beteiligte mitspielen“, sagt Walterscheid.

Hauptgläubiger müssen mitspielen

So zum Beispiel die Hausbanken als Hauptgläubiger, die Lieferanten, ein großes Leasingunternehmen, das ebenfalls noch Geld zu bekommen hat. Dazu muss das Konzept stimmen. Details dazu wollen Schmidt, Wartenberg und Walterscheid im Moment noch nicht verraten. Nur so viel: Es ruht auf drei Säulen, „die miteinander verknüpft sind“, so Rechtsanwalt Wartenberg. Bleibt es bei der Lohnfertigung, die angesichts ihrer niedrigen Gewinnspannen Putzin so in Schieflage gebracht hat? Ja, sagt Berater Walterscheid. Zumindest vorerst. Denn: „Es müssen ja auch Erträge erwirtschaftet werden, bis das Konzept greift.“ Wie immer es auch letztlich umgesetzt wird. Klar, so weiter machen wie bisher könne man nicht. Man muss auf die Kosten achten, dabei komme alles auf den Prüfstand, sagt Walterscheid. Und, ja, es gab auch schon die ersten Kündigungen, ein halbes Dutzend an der Zahl. Doch weitere sollen nicht folgen. Zumindest vorerst nicht.

Drei Sanierungssäulen

Parallel zur Suche nach neuen Geschäftsfeldern – eine der drei Säulen – werden in den nächsten Wochen Gespräche mit potenziellen Investoren laufen, die ein Interesse an einer Putzin-Beteiligung oder gar an einer kompletten Übernahme des Unternehmens haben. Das wäre dann Plan B. Doch Vorrang hat definitiv Plan A – die Sanierung in Eigenverwaltung, sagen Walterscheid und Geschäftsführer Schmidt. Und da überwiegt eindeutig die Zuversicht. Eine Zuversicht, die man gestern Nachmittag auch den Mitarbeitern in einer Betriebsversammlung mitteilte.

Ein klares Signal

Dass das vorgelegte Konzept eine Basis hat, auf der man aufbauen kann, zeige ja allein schon die Reaktion des Insolvenzgerichts, so Robert Wartenberg: „Es hat zum einen das Insolvenzverfahren überhaupt eröffnet, zum anderen der Eigenverwaltung zugestimmt, das sagt schon einiges aus, das ist ein klares Signal.“

Gespräch mit den Banken

So sieht das auch Geschäftsführer Schmidt. „Wir haben unsere eigenen Ideen, die wir umsetzen wollen, das kann funktionieren.“ Und er wolle auch Geschäftsführer bleiben, wenn das erarbeitete Rezept zu einem positiven Ergebnis führt. Solange das Firma in eigener Hand bleibe, spricht da nichts dagegen, sagt er. Und man rede nicht nur, man handle auch. So fanden bereits gestern nach der Betriebsversammlung Gespräche mit den Banken statt. Für Berater Waltenscheid ist klar: „Das braucht alles seine Zeit, aber bis zur Versammlung der Hauptgläubiger am 13. Oktober muss das Gerüst weitgehend stehen.“ Dann müsse man wissen, wohin der Weg von Putzin führen soll.

Autor