Ab 2017 wird das Netz gemeinsam mit der Bayernwerk AG betrieben Stadt Kulmbach nimmt Stromversorgung selbst in die Hand

Von Gerd Emich
Für die Kulmbacher Stadtwerke an der Hofer Straße wird es etwas ändern. Foto: Archiv Foto: red

Die Idee ist nicht neu und wurde sowohl in den politischen Gremien Kulmbachs als auch bei den Bürgern immer wieder diskutiert: Wie alle anderen bayerischen Kommunen dieser Größenordnung sollte die Stadt sich an ihrem Stromnetz beteiligen oder es selbst betreiben und sich damit mehr Einfluss auf diesen Bereich der Daseinsvorsorge verschaffen. Am Donnerstag machte der Stadtrat Nägel mit Köpfen.

 
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Mit großer Mehrheit wurde beschlossen, dass die Stadtwerke bereits ab dem Januar 2017 die Stromversorgung in kommunale Hand nehmen. Möglich macht dies die Tatsache, dass der aktuelle Konzessionsvertrag für den Netzbetrieb mit der Bayernwerk AG im Herbst desselben Jahres ausläuft. Neben dem Traditionsunternehmen hatten sich die Stadtwerke um die Anschlusskonzession beworben. Andere Kommunen haben es nicht so leicht.

Es geht um die Versorgungssicherheit

„Wir haben zwei Varianten für die Übernahme des Stromnetzes geprüft“, erläuterte Werkleiter Stephan Pröschold am Donnerstag den Stadträten. Er befasst sich damit schon länger. Zur Wahl stand, dass man das Netz komplett alleine betreibt oder aber in Zusammenarbeit mit einem Partner, eben dem Mitbewerber Bayernwerk.

Dass das erste Modell schließlich verworfen wurde, hat laut Pröschold mehrere Gründe. Im Vordergrund stand die Frage nach der Versorgungssicherheit. Der Stadtwerkeleiter: „Wir verfügen nicht über das notwendige Personal für eine sichere technische Lösung des Netzbetriebes.“ Dieses Problem sei wahrscheinlich auch nicht durch externe Dienstleister zu lösen gewesen, die ja ebenfalls keine Erfahrungen mit dem Kulmbacher Stromnetz hätten.

Keine komplette Übernahme

Auch kaufmännische Überlegungen hätten gegen die komplette Übernahme gesprochen. Pröschold: „Alleine durch die Größenordnung wäre auch das Risiko gestiegen.“ Wichtigster Aspekt war aber wohl der Preis für den Kauf des Stromnetzes, dessen Wert die Bayernwerk AG ursprünglich mit 20 Millionen Euro indiskutabel hoch angesetzt hatte.

Das Angebot einer Kooperation hat in den Verhandlungen mit dem Großkonzern eine wichtige Rolle gespielt. Vereinbart wurde nun, dass die Bayernwerk bereits ab 2016 eine neue GmbH für den Betrieb des Kulmbacher Stromnetzes gründet. Ein Jahr später, zum 1. Januar 2017, erwerben die Stadtwerke Kulmbach dann 51 Prozent der Anteile zum Preis von 2,8 Millionen Euro. Nach zehn beziehungsweise 20 Jahren kann dieser Anteil auf 74,9 und 100 Prozent erhöht werden.

Mit der Mehrheitsbeteiligung geht die Führung des Unternehmens auf die Stadtwerke über. Die Bayernwerk AG wird für die komplette Technik zuständig sein und sagte auch zu, ihr in Kulmbach angesiedeltes Netzcenter weiter zu betreiben. Oberbürgermeister Henry Schramm: „Das ist eine entscheidende Weichenstellung für die Stadtwerke. Der Bereich Energieversorgung wird auch für uns auf kommunaler Ebene immer wichtiger.“

Mit Ausnahme von Hans-Dieter Herold stimmten alle Stadträte den Plänen zu. Der Grünen-Politiker plädierte für eine komplette Übernahme des Netzes und äußerte die Befürchtung, dass die kommunalen Interessen in der Zusammenarbeit mit dem Bayernwerk nur schwer durchzusetzen seien.

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