Drogen, Sprengstoff, Waffen: 35-Jähriger schottete sich auf seinem Grundstück ab Himmelkroner sind schockiert über den Bunkerbauer

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So sah das unterirdische Versteck des verhafteten Himmelkroners aus. Foto: Polizei Foto: red

Die Polizei hat ihn wegen Betrug, Drogen- und Sprengstoffbesitz verhaftet. Die Himmelkroner sind entsetzt über den gefährlichen Nachbarn. Und erleichtert, dass er erst einmal weg ist.

 
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„Ich mache drei Kreuze, dass er geschnappt wurde.“ Karin Schottenhaml ist noch immer sichtlich schockiert, wenn sie an die Ereignisse zurückdenkt. Von Montag bis Donnerstag vergangener Woche war eine Heerschar von Polizeiautos in die kleine Straße in Himmelkron eingefallen, in der sie und ihr Mann Hans wohnen. Die Polizisten durchsuchten das Nachbargrundstück. Und trugen einiges hinaus, was keiner in seiner Nachbarschaft haben will: Sprengstoff, Drogen und Waffen.

Von Waffen hatte die Polizei am Mittwoch noch nichts bekanntgegeben, nun bestätigt Oberstaatsanwalt Herbert Potzel dies auf Anfrage. Er betont aber, dass es sich „nach dem derzeitigen Stand der Überprüfungen“ dabei um keine richtigen Waffen handelt. Sie seien genehmigungsfrei, der Besitz nicht strafbar. „Sie werden keinen Einfluss auf das Verfahren haben“, sagt Potzel.

Karin Schottenhaml und ihr Mann beschweren sich über das Verhalten der Polizei: Tagelang habe man sie und die anderen Nachbarn im Ungewissen gelassen. „Mit uns hat niemand gesprochen“, sagt sie mit bebender Stimme. „Wir wussten bis zuletzt nicht, was da eigentlich los war.“

Immer wieder gab’s Ärger mit dem 35-Jährigen, berichten andere Himmelkroner: Weil er Tag und Nacht auf seinem Grundstück buddelte und werkelte zum Beispiel. Einmal habe er den Untergrund des Hauses aushöhlen lassen. Die Steine benutzte er zum Bau einer Gartenmauer. Dann ließ er alles wieder mit Beton verfüllen. Dass dort ein technisch hochgerüsteter Bunker entstand, das hatte allerdings niemand geahnt. Und jetzt wird viel erzählt.

Zum Beispiel, dass der Mann Rohrbomben und Handgranaten in dem Auto herumgefahren habe, mit dem er sein Kind in den Kindergarten brachte. Vor einigen Monaten habe sich der Beschuldigte umgemeldet und seinen Wohnsitz ins Ausland verlagert. Seinen Namen am Briefkasten entfernte er.

Das Gelände, auf dem die Doppelhaushälfte des Bunkerbauers steht, sieht verwahrlost aus. Überall stehen leere Betonkübel, der Garten ist verwildert. Die Haustür ist teils mit Brettern vernagelt. Bauzäune sperren den Zugang ab. Drei handgeschriebene Zettel hängen am Treppenaufgang. „It’s my life, kehrt erst den Dreck vor eurer Tür“, steht auf einem. Es wird davor gewarnt, das Grundstück zu betreten, eine Videokamera überwache den Eingang. Früher sei die Nachbarschaft gut gewesen, berichtet Karin Schottenhaml. Die Großeltern des beschuldigten Nachbarn hätten das Grundstück gepflegt. Doch dann habe er sich verändert. Die Freundin des Mannes habe einmal bei ihrer Familie Zuflucht gesucht. Später sei sie wieder zu ihm zurück – und dann habe sich das Blatt gewendet. Der mittlerweile Verhaftete behauptete, die Tochter der Nachbarn habe ihm etwas antun wollen. Es kam deswegen sogar zu einem Prozess, bei dem er mit zwei Bodyguards erschienen war. Das Verfahren wurde aber eingestellt.

Erst an diesem Donnerstag hat Karin Schottenhaml erfahren, um was es bei dem Großeinsatz der Polizei gegangen war. „Wir haben neben einer tickenden Zeitbombe gelebt“, sagt sie und fügt hinzu: „Überall in der Straße leben auch Kinder!“ Was der 35-Jährige vorhatte, ist ihr ein Rätsel.

Die Lebensgefährtin des Bunkerbauers – beide hatten bereits eine Firma gegründet – will nicht mit der Presse reden. In sozialen Netzwerken spricht sie von „Scheiß“, der erzählt werde, der aber „nicht stimmt“. Auch der Anwalt des Mannes will nichts sagen, deutet aber an, dass es ein „großer Prozess“ werde. Wie am Mittwoch bekanntgeworden war, ist der Himmelkroner wegen Betrugs und Verstoßes gegen das Betäubungsmittel- und Waffengesetz verhaftet worden. Er soll rund 280 000 Euro unterschlagen haben.

Es war die Steuerfahndung, die ihm auf die Spur kam. Der Mann betreibt eine eigene Firma, die anderen Unternehmen die Buchhaltung macht. Laut Wirtschaftsauskunftei steht sie gesund da. Die Firma hat auch für einen Unternehmer aus dem Landkreis Kulmbach die Buchhaltung gemacht. Dieser hatte den Mann im April angezeigt, als er merkte, dass die Bücher nicht stimmten. Darüber reden will er nicht.

Der jetzt in Untersuchungshaft sitzende 35-Jährige war der Gemeindeverwaltung und dem Landratsamt schon 2013 aufgefallen. Er wollte auf seinem Grundstück eine 20 Meter lange und vier Meter hohe Stützmauer errichten. So hoch, dass sie fast bis zum Giebel des Hauses gereicht hätte. Die Genehmigung dafür bekam er nicht.

Gerhard Schneider, Himmelkroner Bürgermeister, sagt zu der Verhaftung: „Du kannst von außen in keinen Menschen reinschauen. Ich bin entsetzt und hoffe, dass sich die Situation bald wieder beruhigt.“

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