Tankfüllung fast 1000 Euro billiger als vor zwei Jahren Heizölpreise auf Siebenjahrestief

Von Angelika Becker und
Aufgrund der gesunkenen Preise ordern derzeit viele Kunden Heizöl. Foto: dpa Foto: red

Jetzt zugreifen oder abwarten? Die Rohölpreise sinken seit Wochen. Verbraucher können sich darüber freuen, denn die Heizölpreise bewegen sich damit auf ein Siebenjahrestief zu, wie Christian Brändlein, Einkaufsleiter bei der Schweinfurter Mineralölhandelsgesellschaft Walther, sagt. Doch wie geht es weiter?

 
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Im Raum Bayreuth kostete am Donnerstag ein Liter Heizöl rund 30 Cent weniger als vor einem Jahr. Wer etwa bei Robert Raimund, Chef des Creußener Mineralölhandels Raimund, 3000 Liter Heizöl bestellt hat, muss inklusive Mehrwertsteuer 53,50 Cent pro Liter bezahlen. Schon seit Monaten beobachtet Raimund aufgrund der sinkenden Preise ein verändertes Käuferverhalten: „Wir machen die Kundenanlagen voll.“ In den vergangenen vier Jahren hätten dagegen viele Käufer nur 1000 oder 1500 Liter geordert.

"Lieferanten: Jetzt kaufen!"

Der Creußener Heizöllieferant ist derzeit gut ausgelastet. Was für den Sommermonat August eher ungewöhnlich ist. Im Vergleich zum Vorjahr hat Raimund bereits sechs bis sieben Prozent mehr Heizöl verkauft. Wie die Preisentwicklung wohl weitergeht? „Unsere Lieferanten sagen: Jetzt kaufen!“ Ob der Tiefpunkt bei den Preisen erreicht ist – darauf will sich Raimund im Gespräch mit dem Kurier freilich nicht festlegen.

Fest steht: Die Nachfrage bei Lieferanten steigt. Doch nicht nur der Öldurst im Kleinen wächst. Die Internationale Energie Agentur stellte kürzlich das weltweit stärkste Nachfragewachstum nach Rohöl seit fünf Jahren fest. Das müsste eigentlich die Preise in die Höhe treiben.

Kurve zeigt nach unten

„Bestimmt 40 Faktoren beeinflussen den Ölpreis an der Börse“, sagt Christian Brändlein. Was da gerade die entscheidenden Emotionen in der Finanzwelt auslöst, sei schwer zu sagen. Eine Ursache des sinkenden Rohölpreises sei der steigende Euro, der durch die zugesagte Hilfe für Griechenland weiter entlastet werde.

Auch auf der Internetplattform www.esyoil.com zeigt die Preiskurve seit Monaten nach unten. Um dann allerdings am Donnerstag einen kleinen Haken nach oben zu schlagen. „Der heimische Heizölmarkt ist außer Rand und Band“, heißt es dort. Als hätte die Heizsaison bereits begonnen, würden die Kunden derzeit kaufen. Im Tageskommentar vom Donnerstag ist auf der Homepage zu lesen: „Wenn Ihr Tank demnächst eine Füllung verlangt, kaufen Sie.“ Konkret heißt das: Im Vergleich zu 2014 würde man bei einer 3000-Liter-Bestellung knapp 800 Euro sparen. Im Vergleich zu 2013 wären es sogar knapp 1000 Euro.

Tiefster Stand seit 2009

Was Verbraucher und Industrie freut, hat positive und negative Aspekte: Je länger der Ölpreis niedrig bleibe, desto höher sei die Chance, dass Kostenersparnisse der Unternehmen an die Verbraucher weiter gegeben werden, sagt der Chefvolkswirt der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Frankfurt, Jörg Zeuner.

Der Rohölpreis sackte besonders stark ab, als die Börsen in China jetzt heftige Kursverluste meldeten – immerhin gilt das Land als weltweiter Konjunkturmotor. Ein Barrel Rohöl (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Mittwoch 43,39 US-Dollar, das US-Öl West Texas Intermediate 39,53 Dollar. Beide Preise sind auf dem tiefsten Stand seit 2009.

Der Markt reagiert auf kleinste Meldungen

Manche Börsianer gingen weiter vom Fall der Rohölpreise aus, sagt Brändlein. Es gebe längst kein Muster mehr, nach dem die Preise vorhersagbar seien. Vor Jahren stiegen Nachfrage und Preise im Herbst, nach dem Jahreswechsel trat eine Flaute ein und die Preise gaben nach, sagt der Chefeinkäufer. „Das gilt nicht mehr.“ Für Brändlein ist die unsichere Weltlage der Grund. „Der Markt reagiert auf kleinste Meldungen.“

Einen großen Trend sieht allerdings Aribert Peters, der Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher (Unkel, Rheinland-Pfalz). Für ihn ist die derzeitige Situation nur eine Pause im Preisanstieg für fossile Energie. Er rät, die finanzielle Entlastung zu nutzen, um die Heizung umzustellen und unabhängig von fossilen Energiequellen zu machen.

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