„Bestimmt 40 Faktoren beeinflussen den Ölpreis an der Börse“, sagt Christian Brändlein. Was da gerade die entscheidenden Emotionen in der Finanzwelt auslöst, sei schwer zu sagen. Eine Ursache des sinkenden Rohölpreises sei der steigende Euro, der durch die zugesagte Hilfe für Griechenland weiter entlastet werde.
Auch auf der Internetplattform www.esyoil.com zeigt die Preiskurve seit Monaten nach unten. Um dann allerdings am Donnerstag einen kleinen Haken nach oben zu schlagen. „Der heimische Heizölmarkt ist außer Rand und Band“, heißt es dort. Als hätte die Heizsaison bereits begonnen, würden die Kunden derzeit kaufen. Im Tageskommentar vom Donnerstag ist auf der Homepage zu lesen: „Wenn Ihr Tank demnächst eine Füllung verlangt, kaufen Sie.“ Konkret heißt das: Im Vergleich zu 2014 würde man bei einer 3000-Liter-Bestellung knapp 800 Euro sparen. Im Vergleich zu 2013 wären es sogar knapp 1000 Euro.
Tiefster Stand seit 2009
Was Verbraucher und Industrie freut, hat positive und negative Aspekte: Je länger der Ölpreis niedrig bleibe, desto höher sei die Chance, dass Kostenersparnisse der Unternehmen an die Verbraucher weiter gegeben werden, sagt der Chefvolkswirt der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Frankfurt, Jörg Zeuner.
Der Rohölpreis sackte besonders stark ab, als die Börsen in China jetzt heftige Kursverluste meldeten – immerhin gilt das Land als weltweiter Konjunkturmotor. Ein Barrel Rohöl (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Mittwoch 43,39 US-Dollar, das US-Öl West Texas Intermediate 39,53 Dollar. Beide Preise sind auf dem tiefsten Stand seit 2009.
Der Markt reagiert auf kleinste Meldungen
Manche Börsianer gingen weiter vom Fall der Rohölpreise aus, sagt Brändlein. Es gebe längst kein Muster mehr, nach dem die Preise vorhersagbar seien. Vor Jahren stiegen Nachfrage und Preise im Herbst, nach dem Jahreswechsel trat eine Flaute ein und die Preise gaben nach, sagt der Chefeinkäufer. „Das gilt nicht mehr.“ Für Brändlein ist die unsichere Weltlage der Grund. „Der Markt reagiert auf kleinste Meldungen.“
Einen großen Trend sieht allerdings Aribert Peters, der Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher (Unkel, Rheinland-Pfalz). Für ihn ist die derzeitige Situation nur eine Pause im Preisanstieg für fossile Energie. Er rät, die finanzielle Entlastung zu nutzen, um die Heizung umzustellen und unabhängig von fossilen Energiequellen zu machen.