Zoff am späten Samstagabend
Die Helfer wollen da sein, regelmäßig und verlässlich. Dann werden sie auch spüren, was beim ersten Besuch in der Erstaufnahmeeinrichtung nicht sofort klar wurde. Wovon Flüchtlinge allerdings erzählen: Fast jeden Tag gibt es Streit. Samstagnacht eskalierte die Situation in der Asylbewerberunterkunft. Gegen 23.20 Uhr geht bei der Polizei die Mitteilung ein. Streit unter Asylbewerbern. Sie schlagen mit Händen, Fäusten und einem Stuhl aufeinander ein. Der Sicherheitsdienst schreitet ein. Vier Männer werden leicht verletzt. Gegen sie wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Die Ermittlungen sollen auch zeigen, was der Grund für den Streit war. Ein Polizeisprecher sagt, es nicht auszuschließen, dass die Enge der Unterkunft und das zwangsweise Zusammenleben von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen dazu beigetragen hat. Hausverwalter Christ sagt: „Das wird sich wohl nie ganz vermeiden lassen, wenn viele Menschen auf engem Raum zusammenleben. Das würde auch kein Deutscher auf die Dauer aushalten.“
Rückzugsorte gibt es nicht
In Massenunterkünften leben zu müssen, belastet Menschen schwer, sagt Lisa Linhardt vom Sozialdienst des Bezirkskrankenhauses. „Da herrscht ein Kommen und Gehen“, sagt Linhardt. „Eigentlich wäre es für Flüchtlinge mit postraumatischen Belastungsstörungen wichtig, Stress zu vermeiden und einen Rückzugsort zu haben.“ Das geht in Massenunterkünften nicht.
Die, die es nicht mehr aushalten, werden im Bezirkskrankenhaus behandelt. Es werden immer mehr. „Manchmal geht es um Leben und Tod“, sagt Linhardt. Flüchtlinge wollen ihrem Leben ein Ende machen. Das Wichtigste, was ihnen das Krankenhaus bieten kann, ist Sicherheit. Sie bekommen Medikamente und soweit es die Sprachbarrieren zulassen helfen ihnen Ärzte und Psychologen in Gesprächen. Einige, sagt Linhardt, stehen einfach vor der Klinik-Tür. „Weil es nicht mehr geht.“ Andere werden von niedergelassenen Ärzten eingewiesen. Oder kommen auf Vermittlung der Sozialberatung der Caritas. In Fichtelberg hatte sich in der vergangenen Woche eine junge Asylbewerberin das Leben nehmen wollen. Vor zwei Jahren stieg ein Asylbewerber in Kulmbach auf einen Industrieschornstein. Beide wurden in letzter Minute gerettet.
Flüchtlinge brauchen Menschen, die ihnen Hoffnung geben. „Das“, sagt Regine Frunzke, „ist unsere größte Aufgabe.“