Sergej Waßmiller will zeitnah eine Entscheidung treffen EHC-Trainer lässt Vertragsverlängerung offen

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Kehraus bei den Tigers: Während für den EHC Bayreuth (gelbe Trikots) Saisonende ist, peilt der EHC Freiburg (rote Trikots) nach seinem „Sweep“ den Aufstieg an. Foto: Seeger Foto: red

51 Spiele hat der EHC Bayreuth in dieser Oberliga-Saison absolviert, 34 gewannen die Tigers, 17 gingen verloren. Darunter die letzten drei im Playoff-Viertelfinale gegen Freiburg. Und das Saisonende hatte einen bitteren Nachgeschmack. Doch Sergej Waßmiller ist dennoch zufrieden – das Saisonfazit des Tigers-Trainers.

 
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Was überwiegt: Die Trauer über das Ausscheiden oder die Freude über eine gute Saison?
Sergej Waßmiller: Ich bin stolz auf unsere Leistung in dieser Saison. Es heißt ja immer, dass die zweite Saison nach dem Aufstieg die schwerste ist, aber wir haben uns sogar noch gesteigert. Haben besseres und attraktiveres Eishockey gespielt und mehr Punkte geholt. Und das, obwohl wir viele Wochen ohne zweiten Kontingentspieler agiert haben, lange auf wichtige Spieler wie Dennis Thielsch verzichten mussten. Wir haben für diesen Saisonverlauf das Beste herausgeholt. Vor allem, weil wir viel Moral gezeigt haben. Das haben auch die Zuschauer honoriert. Es kommen immer mehr Fans ins Stadion, und auch diese Unterstützung zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Aber der Weg führte nicht ins Halbfinale. Warum war Freiburg letztlich besser?
Waßmiller: Das war ein bitteres Ausscheiden, weil wir eigentlich konkurrenzfähig waren. Aber in den ersten beiden Partien hat uns der Schiedsrichter mit seinen Entscheidungen keine echte Siegchance gelassen. Im dritten Spiel waren wir dann platt. Die Spritzigkeit hat gefehlt, deshalb waren wir klar unterlegen. Und klar ist auch: Freiburg hat sich im Viertelfinale verdient durchgesetzt.

War das zweite Playoffspiel gegen die Breisgauer auch der negative Höhepunkt der Saison?
Waßmiller: Ja, weil man sich einfach vom Schiedsrichter verarscht fühlt.

Und was waren die positiven Höhepunkte der Saison?
Waßmiller: Da fallen mir zwei Dinge ein. Das 4:3 in Peiting, als wir mit einem Mini-Kader sehr spät noch den Siegtreffer erzielt haben. Da haben wir eine Wahnsinns-Moral gezeigt. Und das galt dann natürlich auch für die Playoff-Serie gegen Bad Tölz. Taktisch diszipliniert, wenig Fehler und das über vier Spiele – so stelle ich mir eine Topleitung im Eishockey vor.

Ein Blick auf die Spieler: Wer hat überrascht, wer enttäuscht?
Waßmiller: Kritik werde ich nicht öffentlich äußern. Es gibt eine Vereinbarung mit der Mannschaft, dass das nur intern geschieht, und daran halte ich mich. Aber viel zu kritisieren gibt es gar nicht. Vielmehr freue ich mich, dass einige Spieler den nächsten Schritt in ihren Entwicklungen gemacht haben. Sebastian Mayer zum Beispiel, er hatte früher während der Saison einige Hänger, jetzt hat er über einen langen Zeitraum nahezu fehlerlos gespielt. Oder Marcus Marsall – er hatte im Herrenbereich noch nie soviel Eiszeit und hat diese Aufgabe toll angenommen. Er stand sogar in Über- und Unterzahl auf dem Eis. Auch die Youngster Michael Kuhn und Johannes Feuerpfeil haben sich toll entwickelt. Und über den Kolozvary-Block brauchen wir nicht reden – der war in absoluter Topform, nur am Ende leider etwas platt. Man sieht, ich bin voll zufrieden.

Wie leer ist der eigene Akku jetzt. Freuen Sie sich auf die eishockeylose Zeit?
Waßmiller: Eishockeylose Zeit? Das gibt es bei mir erst mal nicht. Noch am Donnerstag fahre ich zur russischen U 18-Nationalmannschaft, mit der ich dann anschließend nach Luzern zur WM fliege. Ich bin einer von drei Assistenztrainern der U 18 und hauptsächlich für Organisation und Management zuständig. Und dann schaue ich mir auch noch die A-WM der Profis in Prag an. Wenn alles gut geht, komme ich dann Ende Mai zum Abschalten und fliege mit meiner Familie in den Urlaub.

Aber irgendwann muss auch eine Entscheidung fallen, ob Sie Trainer in Bayreuth bleiben. Ihr Vertrag ist ja ausgelaufen.
Waßmiller: Das sollte in drei Wochen entschieden sein, Gespräche laufen.

Und gibt es eine Tendenz?
Waßmiller: In der Oberliga ist für mich der EHC Bayreuth auf jeden Fall erster Ansprechpartner.

Das klingt als würden Sie nach Höherem streben. Gibt es Angebote von höherklassigen Vereinen?
Waßmiller: Das will ich nicht kommentieren, das wäre nicht fair. Aber natürlich haben die oberen Ligen ihren Reiz. Doch klar ist: Ich fühle mich in Bayreuth und beim EHC total wohl. Wir haben etwas aufgebaut, menschlich und sportlich passt alles. Es macht richtig Spaß, hier zu arbeiten.

Was werten Sie als größten Erfolg in Ihrer Zeit in Bayreuth?
Waßmiller: Der Name Bayreuth zählt im deutschen Eishockey wieder etwas. Die Gegner reisen mit Respekt an. Zudem wollen jetzt richtig gute Spieler zu den Tigers wechseln, die sich vor einigen Jahren überhaupt nicht mit dem EHC beschäftigt haben. Diesen Ruf der Marke „EHC Bayreuth“ kann man sich nicht kaufen, den muss man sich verdienen.

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