Fast tausend Trauergäste bei der Gedenkfeier in der Stadtkirche Bayreuth: Der Abschied von Prof. Peter Oberender

Von Frank Schmälzle

Trauer um einen großen Wissenschaftler und einen der renommiertesten deutschen Gesundheitsökonomen. Um einen der herausragenden Professoren der Universität Bayreuth und einen außergewöhnlichen Menschen. Fast tausend Menschen sind gekommen. Die Trauer vereint sie. Aber das ist nicht alles. Wer Peter Oberender gekannt hat und am Dienstagmittag nach dem Gottesdienst die voll besetzte Stadtkirche verlässt, der geht gestärkt. Prof. Peter Oberender hat ein Leben gelebt, das ihn für viele zu einem Vorbild macht.

 
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Was für eine außergewöhnliche Stimmung in der Stadtkirche – der Kirche, die Oberender so geliebt hat. Weiße Rosen schmücken den hellen, schlichten Sarg, der vorne am Altar steht. Daneben ein Bild von Peter Oberender. Die Gemeinde singt „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Die Mittagssonne scheint durch die Kirchenfenster, taucht die Kirche in helles, weiches Licht. Die Trauer um Peter Oberender ist nicht schwarz. Sie ist licht und hell.

Er schlief friedlich ein

Helmut Hofmann war Peter Oberenders Freund. Der Dekan im Ruhestand hält den Gottesdienst. Was er sagt, tröstet die Familie, die vielen ehemaligen Studenten des Hochschullehrers, die Vertreter der Universität, der Wirtschaft, der Kommunalpolitik. Alle, die Oberender liebten, kannten und schätzten. Im November hatte er die Diagnose bekommen: Krebs. „Peter Oberender hatte danach drei Wünsche“, sagt Hofmann. „Dass er ohne Qual und langes Siechtum sterben kann. Dass der Trauergottesdienst in der Stadtkirche stattfindet und dass über seinen Konfirmationsspruch gepredigt wird.“ Alle drei Wünsche gingen in Erfüllung.

In voller Klarheit habe sich Peter Oberender auf seinen Tod vorbereiten und Abschied nehmen können, sagt Hofmann. An seinen letzten Tagen habe er glücklich und gelöst gewirkt. Und am vergangenen Mittwoch sei er dann friedlich eingeschlafen. Peter Oberender wurde 73 Jahre alt. Er hinterlässt seine Ehefrau Ute, zwei Kinder und vier Enkel.

Das Gottvertrauen des Ökonomen

„Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohl machen.“ Dieser Vers aus dem Psalm 37 ist Peter Oberenders Konfirmationsspruch. „Und er wurde sein Lebensmotto“, sagt Hofmann. Passt das zu einem Wissenschaftler, einem Ökonomen? Passt so viel Gottvertrauen zu einem, für den Fakten und Realitäten zählen? Ja, sagt Hofmann. Bei Peter Oberender passt das. Selbst wenn er Meinungen vertrat, die seinen Kritikern zu ökonomisch erschienen. Zum Beispiel, dass der Organhandel legalisiert werden müsse. Weil es den ohnehin gibt. Weil eine Legalisierung dazu führt, dass Spender nicht ausgebeutet, sondern ordentlich behandelt werden. Darüber sind sich Hofmann und Oberender nie ganz einig geworden. Aber es zeigt: „Alles, was er als Ökonom dachte und sagte, stand unter der Prämisse, dass es dem Menschen und nicht dem System dient.“

Oberender hat seinen Glauben „nicht wie auf einem Schild vor sich hergetragen“, sagt Hofmann. Aber er hatte ihm in einem Gespräch einst gesagt: „Ohne das tägliche Beten würde ich nicht so optimistisch in die Zukunft sehen.“ Natürlich habe der Gesundheitsökonom Oberender nach der Effizienz gefragt. Nach seiner Art der Effizienz. Einer Effizienz, die dem Menschen nutzt.

Universitätspräsident: "Er wird uns ein Vorbild bleiben"

Für Stefan Leible ist es ein schwerer Gang. Der Präsident der Universität Bayreuth verneigt sich vor dem Sarg, tritt dann vor die Gemeinde und sagt: „Wir werden Peter Oberender vermissen. Er wird uns immer ein Vorbild bleiben.“ Als Leible noch an der Universität studierte, die er heute leitet, hörte er Oberenders Vorlesungen. Später holte er sich immer wieder Rat bei dem Professor. „Er hat viele von uns auf ihrem Weg begleitet“, sagt Leible. Auch ihn selbst. Später steht Leible vor der Kirche, er zieht seinen Mantel eng um sich. Und er kämpft mit den Tränen.

Wie Peter Oberender war, davon spricht Knut Werner Lange. Der Rechtsprofessor und Dekan der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät berichtet von einem Telefonat mit Peter Oberender im Januar. Als es ihm bereits schlecht ging. Lange bot ihm an, die mündliche Prüfung eines Dokoranden zu übernehmen, den Oberender betreute. Peter Oberender dankte und lehnte ab. Er wollte seinen Dokoranden begleiten. Und das tat er auch.

Geschäftspartner: "Es schmerzt noch mehr als befürchtet"

Jan Hacker ist einer, den Peter Oberender intensiv begleitet hat. Hacker war 27 Jahre alt, als der hoch angesehene Gesundheitsökonom mit ihm und einem weiteren Partner eine Beratungsfirma gründete. Die „Grünschnäbel“ und der viel ältere, viel erfahrene Ökonom als gleichberechtigte Partner. „Das zeigt, wie er war“, sagt Hacker in seiner Trauerrede. Und er sagt: „Wir stehen vor einem Loch, das sich in unserem Leben aufgetan hat. Es schmerzt noch mehr als befürchtet.“

  • Den Nachruf auf Prof. Peter Oberender lesen Sie hier.

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