Rund 58 Prozent aller Betroffenen verfügen über mindestens eine mittlere Qualifikation, haben also eine abgeschlossene Berufsausbildung oder die Hoch-/Fachhochschulreife.
Die Menschen aus der stillen Reserve sind teils nicht kurzfristig für eine Arbeit verfügbar oder suchen gar nicht aktiv danach, weil sie glauben, keinen passenden Job finden zu können. Zu diesen beiden Gruppen zählt das Statistikamt nach Auswertung des Mikrozensus 2023 gut 1,3 Millionen Personen.
Dazu kommt eine dritte, besonders arbeitsmarktferne Gruppe von Menschen, die weder einen Job suchen noch verfügbar sind, in der Mikrozensus-Befragung aber einen generellen Arbeitswunsch geäußert haben. Hier geht es um 1,85 Millionen Menschen, die bis 2021 in Deutschland statistisch nicht zur stillen Reserve gerechnet wurden.
Besseres Betreuungsangebot wichtig
Enzo Weber, Wissenschaftler beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg, macht sich seit längerer Zeit Gedanken, wie dem Problem Herr zu werden ist. "Die berufliche Entwicklung von Frauen knickt mit der Kinderphase häufig ab. Die dauerhaften Verluste sind dabei weit relevanter als die Stundenreduktion, während die Kinder klein sind", sagt er.
Ansatzpunkte seien deswegen etwa die weitere Verbesserung der Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeitmodelle sowie die Durchlässigkeit zwischen Voll- und Teilzeit. "Das hilft den Frauen direkt, kann aber auch die Unterstützung durch die Partner erleichtern."
Noch größere Potenziale als bei einheimischen Frauen sieht Weber bei zugewanderten. "Die Erwerbsquoten von zugewanderten Frauen liegen besonders niedrig. Insgesamt arbeiten viele Zugewanderte unter dem Potenzial, das ihre Fähigkeiten hergeben würden", betont Weber.
Zusätzlich spricht er sich für eine "Qualifizierungswelle 50+" aus. Damit sollen Ältere auch in körperlich belastenden Berufen länger im Job gehalten werden. "Hier braucht es eine rechtzeitige Entwicklung hin zu verwandten Tätigkeitsprofilen, in denen die Stärken weiter eingesetzt werden können", sagt der Forscher.